Moorburgs Historie
Moorburg ist einer der ältesten Stadteile Hamburgs und der erste Hamburger Stadtteil südlich der Elbe.
Bedauerlicherweise ist das dörfliche und grüne Moorburg von der Hafenerweiterung bedroht. Die Stadt Hamburg hält den Stadtteil als Hafenerweiterungsgebiet zur Reserve für den Hafen vor. Statt diesen alten Stadtteil zu entwickeln, tut der Senat seit den 1980er Jahren alles um den Stadtteil zu Grunde zu richten. Die Grundlage für diesen Vorhalt waren und sind Hafenumschlagsprognosen, die letztendlich nie in dem Maße erreicht wurden, dass dies einen Abriss des Dorfes auch nur annähernd rechtfertigen würde. Seit nunmehr 15 Jahren stagnieren die Umschlagszahlen, die Reservierung als Hafenfläche blieb bestehen.
Zu Lasten des Dorfes und dessen Bürger*innen, wird in Moorburg seither nicht nur Wohnraum sondern ein ganzer Stadtteil systematisch vernichtet.
Hafenerweiterungsgesetz und dessen Folgen für den Stadtteil
Die Reservierung als Hafenfläche fußt auf dem Hafenentwicklungsgesetz (früher Hafenerweiterungsgesetz), greift massiv in die Rechte der vor Ort lebenden Menschen ein und stoppt so auch die Entwicklung des Stadtteils. So können in Moorburg weder Grundstücke noch Immobilien gekauft werden, denn anders als in anderen Stadtteilen zieht die Stadt Hamburg hier konsequent das Vorkaufrecht. Doch geschieht dies nicht, wie in anderen Stadtteilen gefordert, zum Schutz vor Investoren, sondern - im Gegenteil – in deren Sinne: Für das konsequente Verfallenlassen der Gebäude um einen Abriss irgendwann zu rechtfertigen um günstige Flächen an das nächste Hafenunternehmen zu vergeben. In Moorburg dürfen weder neuen Häuser gebaut werden, noch wird jegliche Umnutzung von Grundstücken oder Gebäuden erlaubt. Alles unterliegt somit dem Stillstand und dem Verfall.
Eigentlich hat die Politik den Moorburgern die Zusage gemacht, dass die Lebensqualität in Moorburg gesteigert werden soll [1], dies ist leider nur eine leere Floskel.
Die Stadt kümmert sich kaum um die Grundstücke und Häuser, die sie Erstanden hat. Die Grundstücke verwahrlosen und die Immobilien werden hauptsächlich von der städtischen Wohnungsgenossenschaft der SAGA GWG verwaltet. Die SAGA GWG ist zwar bemüht mir ihren Mitteln die Immobilien in Schuss zu halten, doch ist dies stets Abwägungssache: Übersteigen die Sanierungskosten der verfallen gelassenen Häuser Neubaukosten vergleichbaren Wohnraums, wird nicht saniert. Da ein Neubau aber aufgrund des Hafenerweiterungsgesetzes nicht in Moorburg geschehen kann, befindet man sich hier in einer Zwickmühle. Doch das Ergebnis bleibt dasselbe: Das Dorf verliert Wohnraum, der drohende Abriss von Häusern ist immer wieder Thema. Ferner sind die Strukturen der SAGA GWG für die benötigte kleinteiligen Arbeit, also die Betreuung von über hundert unterschiedlich alten und gearteten Immobilien in Moorburg, ungeeignet. Die SAGA GWG ist für den Massenwohnungsbau der Stadt konzipiert und nicht für die Verwaltung von Einfamilienhäusern.
Auch andere Organe der Stadt Hamburg kümmern sich nicht ausreichend um den Stadtteil, sondern unterstützen die Herabwirtschaftung:
Die Schulbehörde schloss willentlich die Moorburger Grundschule 2007 nachdem Anwohner mit fadenscheinigen Begründungen ermutigt wurden, ihre Kinder in anderen Schulen anzumelden. Die Justizbehörde brachte 2013 Schwerverbrecher im Stadtteil unter. Die Hamburg Port Authority HPA sperrte die einzige Verbindungsstraße zwischen beiden Dorfhälften für über ein Jahr, ohne zeitige Ankündigung oder Dialog zu einer sanften Lösung mit Teilsperrung. Das Bezirksamt schiebt bei Problemen die Zuständigkeit der HPA zu oder sieht dank den Hafenplänen keinen Anlass für Verbesserungen der Wohnqualität, stattdessen werden bspw. vom Bezirk unterhaltene Spielplätze ersatzlos geschlossen.
Moorburg lebt
Bei all dem Negativen haben es die Moorburger*innen geschafft eine intakte soziale Infrastruktur zu erhalten. Es gibt in Moorburg verschiedene Vereine und Instutitionen die das Zusammenleben fördern und den Stadtteil prägen. Kunstveranstaltungen, Kulturvereine, eine KiTa, Sport- und Schützenverein, Jagdverein, eine Kirchengemeinde und eine Freiwillige Feuerwehr mit Jugendfeuerwehr sorgen für eine soziale Vernetzung innerhalb des Dorfes sowie unterschiedliche Freizeitangebote.
Ausweg aus der Hafenerweiterung
Der Hamburger Hafen braucht den Stadtteil Moorburg nicht als Fläche, die steigende Effizienz im Umschlag von Gütern und der Rückgang der Ölindustrie verschafft dem Hafen in langfristiger Sichtweise genug Platz zum Atmen. Die große Zeit des Hamburger Hafens ist vorbei, Hamburg ist eine Stadt, die für die Bürger*innen da ist. Hamburg ist nicht Hafen, Hamburg ist ein Wohnort. Durch eine Flächenverdichtung und effiziente Nutzung der bisherigen Hafenflächen wäre genug Platz für alle da, ohne Wohngebiete auf Vorrat zu halten. Konterkariert wird das Ganze noch dadurch, dass für den Neuen Grasbrook im Jahr 2022 Hafenflächen entwidmet wurden.
Statt Hafen könnte man für den Stadtteil ein Konzept erstellen, welche eine Koexistenz von Wohnen, Natur, Hafen und Industrie schafft. Somit wäre eine positive Entwicklung in Moorburg für alle ein Gewinn und Moorburg könnte ein Beispiel für Bürgerbeteiligung und Mitbestimmung sein, statt für Verdrängung und Enteignung.
Quellen:
[1] Koalitionsvertrag 2020-2025 zwischen SPD & Grüne (Seite 45 Absatz 5)